Die Stellungnahme von Herrn Sternke für die Partei Freier Horizont:
Der Kreistag muss darauf achten, dass die Gemeinden nicht stärker belastet werden und ihre Selbstbestimmung noch stärker verlieren und künftigen Generationen die Gestaltungsspielräume genommen werden. Dennoch muss er sicherstellen, dass genügend Mittel für Kunst und Kultur bereitgestellt werden, damit die bereits existierenden Werte auf diesem Gebiet erhalten werden. Der Kreistag sollte in erster Linie über die existierenden Fördermöglichkeiten informieren und die Grundlage dafür schaffen, dass die Künstler und Kulturschaffenden des Kreises davon profitieren können. Der Kreistag sollte vor allem solchen Projekten, die sich perspektivisch ökonomisch selbst tragen können, die nötige Starthilfe nicht versagen.
Ich lehne kulturpolitische Leitlinien ab. Künstler und Kulturschaffende müssen die Inhalte ihrer Arbeit selbst bestimmen. Jede politische Einmischung oder Steuerung ist unangemessen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Künstler und Kulturschaffende ihre eigenen Ziele realisieren können. Manche Aufgaben, die die Kulturministerin als kulturpolitische Leitlinien bezeichnet und die auf eine Unterstützung der Künstler und Kulturschaffenden hinauslaufen, sollte die Politik durchaus übernehmen, aber inhaltliche Gängelung steht ihr nicht zu.
Die bisherige kreisliche Kulturförderung ist vollkommen ungenügend und unbefriedigend. Sie entspricht allerdings leider den finanziellen Möglichkeiten des Kreises. Die Gemeinden, denen die Planungshoheit genommen wurde, müssen ihre Selbstbestimmung wiedererlangen. Sie dürfen nicht durch Verschuldung in Abhängigkeit getrieben werden.
Es muss alles dafür getan werden, dass die vorhandenen Kulturzentren des Kreises erhalten bleiben, weil ansonsten bereits getätigte Investitionen und bestehende Werte vernichtet werden. Die Künstler und Kulturschaffenden beiderlei Geschlechts müssen vor jeder Art der Bevormundung geschützt werden. Sie müssen in dem Maße, in dem es die Mittel des Kreises erlauben, materiell unterstützt werden. Sie müssen die Möglichkeit erhalten, der Politik ihre Ideen vorzustellen und ihre Forderungen zu stellen. Die Initiative und die Inhalte müssen von ihnen kommen. Die Politik kann nur den Rahmen für ihre Aktivität liefern.
Niemand kann kulturelle Teilhabe sicherstellen. Die Künstler und Kulturschaffenden müssen selbst aktiv werden, wenn sie ein neues, ein anderes oder ein größeres Publikum erreichen wollen. Sie müssen Angebote unterbreiten. Ich lebe in einem Dorf und erlebe, dass solche Angebote angenommen werden, dass sie von der Dorfbevölkerung mit Engagement und auch materiell unterstützt werden. 2013 wurde in meinem Dorf ein partizipatives Kunstprojekt initiiert. Es wird noch heute von den Dorfbewohnern fortgeführt, welche die Künstlerin in größeren Abständen regelmäßig besucht. Die deutschen Künstler sollten auch mit ihren polnischen Kollegen stärker zusammenarbeiten und dazu europäische Fördermöglichkeiten nutzen. Aber das müssen sie selbst tun. Die Politik hat sich da herauszuhalten.
Der EU-Rat sagt dazu: „Ziel des Programms ist es, die europäische kulturelle und sprachliche Vielfalt und das europäische kulturelle und sprachliche Erbe zu wahren, zu entwickeln und zu fördern sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Kultur- und Kreativbranche, insbesondere des audiovisuellen Sektors, zu stärken.“ Hier bietet sich gerade für Vorpommern als Grenzraum oder vielmehr europäische Region eine enrome Chance für die Künstler und Kunstschaffenden grenzübergreifende Synergien zu entwickeln, denn die kulturelle und sprachliche Vielfalt bestimmen ja bereits unser Alltagsleben. (Ich wohne in einem Grenzdorf.) Die Kreativität muss aber von den Kreativen kommen und weniger von der Politik, die immer nur helfen, niemals gängeln sollte.
Als Vernetzungs- und Koordinationsstelle sowie als Informationsstelle ist der KUKURA VG außerordentlich wichtig, denn er schafft auf diese Weise eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Künstler ökonomisch erfolgreich bzw. in vielen Fällen überhaupt existenzfähig sein können. Ich kann leider nicht einschätzen, in welchem Maße diese Aufgaben sich mit denen des Amts für Kultur, Bildung und Schulverwaltung überschneiden. Es ist aus meiner Sicht sinnvoll, dass eine Reihe der Aufgaben, die der der KUKURA VG derzeit erfüllt, in die Verantwortung des Kreises gehören und von diesem finanziell getragen werden sollten. Ich kann aber nicht einschätzen, ob sie innerhalb oder außerhalb der Kreisverwaltung angesiedelt sein sollten. Es müsste geprüft werden, ob die Finanzierung einer Projektstelle die beste Lösung wäre. Meiner Ansicht nach steht der der KUKURA VG gegenwärtig der Politik zu nahe. Er sollte stärker ein Dienstleister und eine Interessenvertretung der Künstler und Kulturschaffenden sein und weniger der verlängerte Arm der Politik. Die Politik sollte den Kulturrat anhören und ihm helfen. Von Kunst und Kultur erwarte ich Bildung und nicht Erziehung. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich selbst zu bilden. Die Kulturministerin soll ihren Mann und ihr Kind erziehen und sonst niemanden.